Palma de Mallorca, 06.07.1999

gau. Zumindest beim Einlauf in die Arena von Son Hugo sorgte die deutsche Staffel über 4x200 Meter Freistil für Aufsehen. "Im ,Oberbayern´-Outfit", wie Disziplinchef Dr. Wilhelm Wirtz grinsend feststellte, schlenderten die vier Schwimmer mit Sombreros auf den Köpfen und in blau-weiß-karierte Ponchos gehüllt zum Startblock mit der Nummer acht. Im Wasser bewegten sie sich dann zwar weitaus schneller fort als der durchschnittliche Besucher des berüchtigten Treffpunktes deutscher Trunkebolde in der Ballermann-Enklave El Arenal. Über einen achten und letzten Platz im Finale kamen Jan Sibbersen und seine Kollegen Oliver Lampe, Thomas Lohfink und Marko Spoljaric trotzdem nicht hinaus.

"Das war´s mit unseren Medaillenchancen bei den Männern", meinte der Schwimmer von Nikar Heidelberg enttäuscht. Vor der XX. Universiade in Palma de Mallorca hatte der Economic-Student von der Harvard University noch auf eine Bronzemedaille wie vor zwei Jahren auf Sizilien gehofft. "Aber wir sind hinter unseren Möglichkeiten hergeschwommen", bilanzierte Sibbersen, "eine 35er Zeit hätte eigentlich drin sein sollen." Mit der hätten die Deutschen in den Kampf um den dritten Platz eingreifen können. Die erreichten 7:38,46 Minuten reichten jedoch nur zum letzten Rang.

Die erste "deutsche" Medaille in Palma durfte der kleine Anhang auf der Tribüne von Son Hugo am Montagabend aber doch bejubeln. Meike Freitag steigerte sich über 200 Meter Freistil gegenüber ihrer bei den deutschen Meisterschaften vor vier Wochen geschwommenen Zeit um über zwei Sekunden. Mit 2:03,33 Minuten belegte sie gerade mal zwei Hundertstelsekunden vor der Spanierin Laura Roca den dritten Platz. "Damit", freute sich Trainer Jürgen Engau, "hat sie Anschluß an ihre Leistungen von vor drei Jahren gefunden."

Dazwischen lag für die Mainzer Sportstudentin eine lange Leidenszeit. Muskuläre Probleme und Entzündungen in der Schulter sowie ein Riß in der Kniescheibe nach einem Unfall beim Turnen an der Uni warfen sie immer wieder zurück. Dementsprechend glücklich war die 20jährige nach dem überraschenden Erfolgserlebnis. "Seit Ostern konnte ich ohne Schulterschmerzen durchtrainieren", freute sie sich, "aber an eine 2:03er-Zeit hätte ich nie gedacht."

Damit, versicherte Freitag, habe sie alle ihre Erwartungen mehr als übertroffen. "Das ist die zweitbeste Zeit, die ich je geschwommen bin." Nochmals zwei Sekunden müßte sie sich steigern, so Engau, will sie wie in Atlanta ´96 auch im nächsten Jahr in Sydney bei den olympischen Spielen mit von der Partie sein. Wirtz hält´s für möglich: "Das packt sie. Meike hat gute Voraussetzungen. Sie ist groß und hat eine gute Technik."

Weniger spektakulär als der seiner Kollegin verlief der Auftritt von Sibbersen über 200 Meter Freistil am Sonntag. Eine Sekunde blieb der Nikar-Schwimmer über seiner Bestzeit, die er vor vier Wochen schwamm, als er bei den deutschen Meisterschaften Siebter wurde. 1:53,48 Sekunden reichten in Palma letztendlich nur zum dritten Platz im B-Finale, dem elften Rang insgesamt also. "Das war ganz okay, eigentlich ein gutes Rennen von mir", nahm Sibbersen die knapp verpaßte Qualifikation fürs A-Finale gelassen zur Kenntnis, "plus-minus eine Sekunde, darüber entscheidet einfach die Tagesform. Ich war nicht hundertprozentig locker."

An der Vorbereitung könne es nicht gelegen haben. "Die war genauso wie vor jedem anderen großen Wettkampf auch", versicherte der 24jährige, "die Universiade ist schließlich der Saisonhöhepunkt für mich." So wird er wie geplant noch über 50 Meter, 100 Meter und in der Lagenstaffel an den Start gehen. Die Schwimmwettbewerbe können für Sibbersen offensichtlich gar nicht lange genug dauern.