Palma de Mallorca, 11.07.1999

gau. Daß Conny Schmalfuß  richtig Spaß an ihrem Sport hat, ist of­fensichtlich. So hockten etwa die Konkur­rentinnen aus China bei der Universiade in Palma de Mallorca mit versteinerten Mie­nen auf ihren Matten und gingen in sich versunken die Bewegungen der nächsten Übung im "Trockenen" durch. Die kleine Weltklasse-Wasserspringerin aus Berlin dagegen fand zwischen ihren Auftritten immer wieder Zeit, um ein wenig mit Trai­ner Stefan Nitsche herumzualbern. "Mir ist es lieber, wenn es im Wettkampf locker zugeht", versicherte sie, "das lenkt ab."

Laut Karlheinz Ranisch, der Schmalfuß seit 15 Jahren betreut, muß man die 23jährige ohnehin nicht anspornen. "Conny weiß, was sie will", versichert der Berliner Stütz­punkt-Trainer, "und wenn das mal bei ihr im Kopf ist, dann zieht sie die Sache voll durch. Da mußt du nur noch richtig lenken, brauchst keinen Druck mehr zu machen." Im Kopf ist nun als großes Ziel die Olym­piade in Sydney im kommenden Jahr. Der nächste internationale Wettkampf wird al­lerdings schon in zwei Wochen die Euro­pameisterschaft in Istanbul sein.

Auf Mallorca bestritt Schmalfuß ihre Auf­tritte daher "voll aus dem Training heraus", wie Ranisch erläuterte, "das hier ist die beste Vorbereitung auf die EM." Zumal die Wettbewerbe der Wasserspringer die wohl am besten besetzten der ganzen Univer­siade waren und mit Sicherheit härtere Konkurrenz boten als sie in Istanbul in zwei Wochen am Start sein wird. "Das war richtig heftig hier", staunte Schmalfuß über das Teilnehmerfeld, "bei den Frauen hat aus der Weltspitze wirklich niemand ge­fehlt."

Über den fünften Platz vom Drei-Meter-Brett freute sich die Studentin der Rechtswissenschaften von der Humboldt-Universität daher aufrichtig. Denn "der Vorkampf war ein bißchen schlecht", räumte sie ein, nachdem sie als Zwölfte ge­rade noch so ins Finale gerutscht war. Der vierte Rang im Finale vom Ein-Meter-Brett am Tag zuvor war schon ärgerlicher, im­merhin war Schmalfuß in der Qualifikation noch beste Springerin. "Aber diesmal", grinste sie, "war´s zumindest eindeutig ein eigener Fehler." Vor zwei Jahren bei der Universiade auf Sizilien, wo der Wett­kampf den gleichen Verlauf nahm, habe man sie dagegen "beschissen". Sämtliche Kampfrichter kamen damals aus Übersee. Und Dritte wurde mit hauchdünnem Vor­sprung eine US-Amerikanerin.

So fehlt Conny Schmalfuß immer noch ei­ne Universiade-Medaille in der umfangrei­chen Trophäensammlung. Schon als 13jährige gewann sie sensationell einen Europacup vom Zehn-Meter-Turm. Im Ju­gendbereich folgten fünf Siege bei Europa- und zwei zweite Plätze bei Weltmeister­schaften, bei den Frauen der Europamei­stertitel im Synchron-Springen, die Vize-Europameisterschaft vom Turm und ein zweiter Rang im Weltcup. "Jedes Jahr ein großer Erfolg", erklärt Ranisch stolz, "aber noch nicht das ganz tolle Ding."

Dafür muß die aufgeweckte Berlinerin vielleicht noch ein bißchen Geduld auf­bringen. Obwohl sie eigentlich schon lange genug dabei ist. Im Alter von sechs Jahren wurde sie von Spähern in der Schule ent­deckt. Es folgte die in der DDR übliche gründliche Ausbildung parallel zum Un­terricht. Ein System der Sportförderung, von dem das deutsche Team mit Sicherheit in Sydney profitieren wird. Vielleicht auch durch eine Medaille von Conny Schmalfuß.

Das wäre dann das "tolle Ding".