Palma de Mallorca, 11.07.1999

gau. Für Daniel Strigel gilt ein durch die olympischen Spiele weltbe­kanntes Motto nur bedingt. "Es war zwar super, hier dabei zu sein", erklärte der De­gen-Fechter aus Tauberbischofsheim nach seinen Auftritten bei der Universiade in Palma de Mallorca, "aber der Spruch, dabei zu sein sei alles, stimmt halt doch nicht." So war Strigel, der in Heidelberg Sprach­wissenschaften und Mathematik studiert, nach dem 9. Rang mit der Mannschaft und dem 23. Platz im Einzelwettbewerb schwer enttäuscht.

Denn eigentlich habe er die Saison seines Lebens gefochten, erklärte er, "es bedrückt mich, hier eine Medaille verpaßt zu ha­ben." In der deutschen Rangliste kletterte Strigel in diesem Jahr von der 30. auf die siebte Stelle. "Daniel", bestätigt Michael Mahler, Abteilungsleiter des Heidelberger Fecht-Clubs und in Palma ehrenamtlicher Disziplinchef, "ist im Moment ganz stark." Und dann vermasselt ihm der "ältere Schweizer" Daniel Lang durch ein 15:14 den Einzug ins Achtelfinale.

Eine "extrem unglückliche Niederlage", wie Strigel fand, "am Abend vorher war die Eröffnungsfeier, wir kamen spät ins Bett und am nächsten Tag hat dann die Kreativität gefehlt." Beim 35:45 gegen Un­garn im Mannschaftswettbewerb, das die Viertelfinal-Teilnahme kostete, habe sich das Team allerdings "geschlossen schlecht" präsentiert.

So wie das Abschneiden der deutschen Fechter auf Mallorca ohnehin aus sportli­cher Sicht der "schlimmstmögliche Fall" gewesen sei. Kein Einzelfechter kam unter die letzten Acht. Auch Verena Latty vom FC Mosbach nicht. Bei ihr verhinderte die Chinesin Xiao, Zweite der Weltrangliste, den Einzug ins Viertelfinale. Die Allfelde­rin, immerhin Nummer elf unter den deut­schen Florett-Fechterinnen, hatte beim 5:15 allerdings keine reelle Chance.

So nahm die BWL-Studentin das Aus­scheiden auch relativ locker hin und genoß die Tage auf Mallorca sichtlich. "Die Uni­versiade ist absolut super", strahlte sie, während sie Strigel und seinen Kollegen beim Mannschaftswettbewerb die Daumen drückte, "eine wirklich gute Stimmung und Organisation, und genug Spaß ist auch da­bei." Ein bißchen bedauerte sie daher, schon heute, und damit vor der morgigen Abschlußfeier, zurückfliegen zu müssen. Aber am Dienstag steht an der Mannheimer Uni eine Klausur an, die die 20jährige nicht verpassen will.

Vor dem Problem, Leistungssport und Universität miteinander zu verbinden, steht auch Strigel, der sein Studium im Oktober abschließen möchte. "Nur wenige unter den Top-Fechtern studieren ernsthaft", weiß er, "aber ich habe ganz schön gepo­wert." Die Freizeitgestaltung neben Lernen und Trainieren habe sich daher zuletzt aufs Schlafen beschränkt. "Aber das ist okay so", versichert der Fecht- und Linguistik-Freak, "nur die Fahrerei nervt." Wegen des Sports ist der gebürtige Mannheimer vor einem halben Jahr nach Tauberbischofheim gezogen. Dort gehört er nun dem "Weinig-Team 2000" an, wie die Degen-Fechter wegen ihres Sponsors, einem Hersteller von Holzverarbeitungsmaschinen, genannt werden.

Die Fahrt mit dem Zug an die Uni nach Heidelberg dauert seit dem Wohnortwech­sel zwei Stunden. "Aber in Tauber", versi­chert Strigel, "bestehen nun mal die besten Voraussetzungen fürs Fechten in Deutsch­land." Mit Martin Heidenreich und Didier Ollagnon habe er dort zwei Top-Trainer, die maßgeblich zur jüngsten Leistungsstei­gerung beigetragen hätten. Nun will er in der nächsten Saison versuchen, seine "ganz kleine Chance" auf die olympischen Spiele in Sydney wahrzunehmen. "Allerdings", weiß Strigel, "haben vier, fünf Leute vor mir bessere Karten." Und der Mannschaft werden nun mal nur drei Degenfechter an­gehören.

Die Erfolgsaussichten auf die Olympiade in Athen vier Jahre später scheinen auf je­den Fall weitaus besser zu sein. Strigel hat nämlich erst im Alter von 14 Jahren mit dem Fechten angefangen. "Anfangs bin ich beim Mannheimer FC rumgetingelt, habe dann aber Feuer gefangen und bin nach Tauberbischofsheim gewechselt", erklärt er, "mit 17 habe ich dann richtig mit dem Leistungssport angefangen." Extrem spät, wie der nun 24jährige einräumt, "aber da­durch bin ich der noch am entwicklungs­fähigste Degen-Fechter hinter den Top-Leuten. Und zudem einer der jüngsten."