Kaiserslautern, 06.11.1998

gau. Nach Siegen verwertet einer wie Otto Rehhagel jede Vorlage. "Ihr fragt immer, warum ist etwas so oder so", belehrte Kaiserslauterns Trainer nach dem 3:1 über den PSV Eindhoven die Journalistenrunde, "aber der Fußball ist eben so. Mal spielt man gut, mal spielt man schlecht. Mal ist man abgestiegen, mal aufgestiegen. Und schließlich wird man auch mal Meister."

Warum seine Mannschaft in letzter Zeit so oft in Rückstand geriet, erklärte er damit nicht. Aber wen interessierte das schon? Schließlich hatte Rehhagel in der Champions League mal wieder ein glückliches Händchen.Als der Druck gegen zehn Holländer keinen zählbaren Erfolg brachte, zauberte er Carlos de Jesus Junior, einen 21 Jahre alten brasilianischen Vertragsamateur, auf die europäische Fußball-Bühne. Der dankte es mit drei Maßflanken zu den Lauterer Treffern durch Rische (68.), Reich (77.) und Hristov (91.), die nach Ruud von Nistelrooijs 0:1 (18.) für Erleichterung sorgten.

"Junior spielt schon lange bei den Amateuren", klärte Rehhagel auf, "und hat sich bei uns im Training durch Leichtfüßigkeit und fußballerische Intelligenz hervorgetan." Da paßte ins Bild, daß auch die Torschützen Marco Reich und Jürgen Rische eingewechselt worden waren. "Die Einwechslungen sind keine Momententscheidungen, man spielt solche Situationen vorher durch", erklärte Rehhagel.

Aber wer geschickt einwechselt, der beginnt unter Umständen nicht mit der optimalen Anfangsformation. Unverständlich etwa, daß der harmlose Rösler stets den Vorzug vor dem torgefährlichen Rische erhält. "Uwe Rösler ist der Mann, der unerschrocken in die Zweikämpfe geht", lautet Rehhagels skurrile Erklärung, "und wenn er sich verausgabt hat, dann kommt Rische und macht das Tor."

Warum wurde Torjäger Olaf Marschall aber zuerst zum durchschnittlichen Mittelfeldspieler degradiert? Das ist Rehhagels Geheimnis. Wer gewinnt, hat immer recht. Deshalb ärgerte niemand der Protest gegen den Platzverweis von PSV-Torwart Lodewijks oder die drohende Uefa-Strafe gegen Organisationsmängel, die den Anpfiff um 20 Minuten verzögerten.

Dem FCK reicht ein Unentschieden gegen Helsinki zum Gruppensieg. Das Viertelfinale, hat Aufsichtsrat Fritz vorgerechnet, brächte acht bis zehn Millionen Mark.