Von Harald Gaubatz


Kaiserslautern, 26.04.1999

gau. Andreas Rettig kann mit den üblichen Phrasen in der Endphase der Fußball-Bundesliga nicht viel anfangen. "Abstiegskampf, Blut am Pfosten", sagte der Manager des SC Freiburg nach dem 2:0-Sieg in Kaiserslautern und schüttelte den Kopf, "es ist schön, daß es auch anders geht."

Volker Finke hat's am Samstag bewiesen. "Die Alten, die Kämpfer, die Grätscher, die Grasfresser" solle man bringen. Das werde stets geraten, wenn's eng stehe um den Erhalt der Klasse, erklärte der Freiburger Trainer. Finke schert sich nicht um solche Weisheiten. Im Gegenteil. Auch auf dem Betzenberg stand das 20 Jahre alte Talent Ali Günes in der Anfangsformation des Sport-Clubs. Und nach dem deutschen Meister richten wollte sich der Querdenker unter den Fußball-Lehrern schon gar nicht.

"Wir hätten versuchen können, gegen die langen Lauterer viele kopfballstarke Spieler zu bringen", führte Finke nach der Partie genüßlich aus, "aber ich habe es vorgezogen, auf kleinere, fußballerisch gute Leute zu setzen, um selbst auf Torerfolg zu spielen." Das Konzept ging auf, den beiden Treffern durch Weißhaupt und Baya gingen ansehnliche Kombinationen voraus.

"Wenn man zuvor so oft nach einer ordentlichen Leistung mit leeren Händen dasteht", sagte Finke rückblickend, "dann geht das unter die Haut." Fünf Niederlagen in Folge hatten die Freiburger zuletzt einstecken müssen. Trotzdem, so versicherte Richard Golz, sei er nicht beunruhigt gewesen und ergänzte: "Es gab - so doof wie's sich auch anhört - nichts zu verändern." Wer gut spielt, muß halt irgendwann gewinnen.

In Freiburg ist man es gewohnt, die Ruhe zu bewahren. "Hier ist einiges anders als beim Hamburger SV", stellte der aus Hamburg an die Dreisam gewechselte Golz inzwischen fest, "das fängt bei der Medienlandschaft an und geht beim Verein weiter. Der SC ist klein und übersichtlich, aber top organisiert."

So habe am Anfang der Saison, nach dem guten Start des Aufsteigers, niemand vom Uefa-Cup gesprochen. Und nach der Niederlagenserie kam nie Panik auf. "Wir haben in der entscheidenden Phase im Winter unsere Hausaufgaben gemacht", erklärte Rettig zufrieden, "die Verträge sind verlängert, egal, ob Erste oder Zweite Liga." Im Abstiegsfall könnte also zumindest keiner ablösefrei gehen. Aber über Abstieg sprachen die Freiburger nach dem Sieg sowieso nicht.