Von Harald Gaubatz


Mannheim, 27.05.2005

An Pfingsten treffen sich die Fußball-Interessierten des Rhein-Neckar-Kreises in der Regel in Ilvesheim, wenn sich beim A-Junioren-Turnier der SpVgg europäische Spitzenmannschaften ein Stelldichein geben. So weilte denn auch Viktor Olscha 2003 auf der Insel. Der Trainer, der den SV Laudenbach in die Verbandsliga-Spitze führte, hatte bei der SG Kirchheim fast zugesagt. Doch Gerhard Simeth, damals Vize-Präsident des SV Waldhof, überredete Olscha dazu, noch ein paar Tage abzuwarten.

„Eine Woche später war klar, dass ich Waldhof in der Oberliga trainiere“, erinnert sich Olscha, „ich habe ohne Vertrag zugesagt. Es war ohnehin unklar, ob und wie viel Geld gezahlt werden kann.“ Unklar war noch mehr. Es gab nur einen Rumpfkader, das erste Training beim SC Käfertal wäre auch als Soap fürs Fernsehen durchgegangen. „Wir haben uns mit Leichtathleten den Platz geteilt, der MVV-Schriftzug auf den Trikots war notdürftig überklebt und selbst Simeth hat mittrainiert, damit sich ein paar Leute auf dem Platz bewegen.“

Innerhalb kürzester Zeit gelang es Olscha in enger Zusammenarbeit mit Abteilungsleiter Rainer Spagerer, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen. „Spagerer hat rund um die Uhr verhandelt, ohne den Etat zu kennen“, staunt Olscha noch heute, „und die Spieler haben ins Blaue hinein zugesagt.“ Irgendwie das Jahr mit dem Insolvenzverfahren überstehen, ohne abzusteigen, lautete die Devise. Doch es kam anders. Mit Co-Trainer Mike Schüßler bekam Olscha tatkräftige Unterstützung, das junge, bunt zusammengewürfelte Team spielte erfolgreich, die Fans strömten auch in der vierten Liga ins Carl-Benz-Stadion und feierten nach jeder Partie eine Party mit Spielern und Trainergespann. Taktisch von Schüßler und Olscha perfekt geschult, trieb die Euphorie die als Abstiegskandidat in die Runde gestartete Mannschaft bis in höchste Oberliga-Höhen. Zum Aufstieg reichte es zwar nicht, aber Platz Vier war weitaus mehr, als selbst kühnste Optimisten beim Rundenstart erwartet hätten.

Doch der SV Waldhof wäre nicht der SV Waldhof, wenn in Ruhe weiter gearbeitet worden wäre. Nun sollte der Einzug in die Regionalliga erzwungen werden. Ein Profitrainer, geisterte durch diverse Köpfe, könne noch mehr aus dem Team herausholen. Was Olscha nicht ganz nachvollziehen kann. „Wir hatten eine Amateurtruppe, bei der ich die Schrauben immer weiter angezogen habe“, meint er, „das geht nicht von einem Tag auf den anderen.“ Doch die Waldhof-Offiziellen waren anderer Meinung. Mit einem „Amateurtrainergespann“ war die Mannschaft Vierter geworden, nun sollte ein Proficoach den Aufstieg garantieren.

Es folgte das große Chaos. Zunächst wartete man vergeblich auf Colin Bell, dann kam Eugen Hach, als die Vorbereitung auf die neue Runde zum großen Teil vorbei und der Kader fast komplett zusammengestellt war. Als es nicht lief, verschwand Hach zum Zweitliga-Letzten aus Oberhausen. Interimscoach Maurizio Gaudino brachte es bis zur Winterpause auf gerade mal einen Sieg. Und unter Nachfolger Slavko Petrovic rutschte der SV Waldhof immer weiter ab. Für Olscha, der in dem ganzen Durcheinander als Co-Trainer noch für ein Minimum an Kontinuität sorgte, war übrigens am 1. März diesen Jahres Schluss, der Beruf ging vor. Schüßler arbeitet weiter ehrenamtlich mit, beobachtet Spieler und kümmert sich um die Zusammenarbeit mit der zweiten Mannschaft. Assistent von Petrovic ist mit Dragan Antic ein weiterer Profi, der sich voll auf den Fußball konzentrieren kann.

Gebracht hat der große Aufwand – wie beim Waldhof allzu oft – nichts. Die Amateurübungsleiter des Vorjahres scheiterten nur knapp am Aufstieg in die Regionalliga, die Profitrainer der laufenden Runde wären beinahe abgestiegen. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man über den Kurpfälzer Komödienstadl eigentlich herzhaft lachen.