Ouagadougou. (gau) Der Taxifahrer ist erstaunt: "Ouaga 2000?" So weit außerhalb des Stadtkerns hat er nur selten Passagiere zu befördern. Es gibt ja auch noch nicht viel zu sehen auf dem riesigen Gelände am äußersten Rande von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos. Im Sommer soll hier ein afrikanischer Kongreß stattfinden. Bisher steht nur ein Gebäude mit Sitzungssälen und Tagungsräumen. Und ganz weit hinten ein paar Bungalows.

Von außen betrachtet wirken sie ein wenig wie Rohbauten, auch die Klingeln funktionieren noch nicht. Dennoch beherbergen die Flachbauten jede Menge illustre Gäste. Die Hauptakteure von Afrikas größtem Sportereignis nämlich, den kontinentalen Titelkämpfen im Fußball. Etwas ratlos saß dort etwa Abedi Pele mit einigen Teamkameraden am Mittwochabend vor dem flimmernden Fernseher. Wenn er mit seinem Klub, dem Bundesligisten TSV 1860 München, unterwegs ist, ist der Kapitän der ghanesischen Nationalmannschaft andere Unterkünfte gewohnt. Hier, im Niemandsland außerhalb Ouagadougous, das rund eine der neun Millionen Einwohner Burkinas beherbergt, gibt es noch nicht einmal einen Telefonanschluss.

Auch in Bobo-Dioulasso, der zweiten großen Stadt des Landes, das gleiche Spiel. Da die wenigen guten Hotels kaum für Journalisten und Offizielle ausreichen, wurde für die rund 240 Spieler, Betreuer und Trainer ein neuer Wohnkomplex aus dem Boden gestampft. Kein Zweifel, eines der ärmsten Länder Afrikas ist bei der Ausrichtung des dreiwöchigen Turnieres mit 16 Mannschaften an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Kein Vergleich zu Südafrika vor zwei Jahren, das Teilnehmern und Besuchern der Titelkämpfe in punkto Infrastruktur und etlichen großen Stadien fast europäische Verhältnisse bieten konnte. In Burkina Faso wurden zwei der drei Arenen des Landes extra für den dreiwöchigen Cup gebaut.

Doch neben Skeptikern gibt es auch Stimmen, die die Entscheidung des afrikanischen Fußball-Verbandes CAF für Burkina Faso als Ausrichter ausdrücklich loben. Die kontinentalen Meisterschaften seien nun mal ein afrikanisches Ereignis, bei dem niemand über spartanische Einrichtungen klagen sollte. Weder Teilnehmer noch die berichterstattende Presse oder die Fans. "In Burkina fahren die Leute Fahrrad und haben sich ihre Einfachheit bewahrt", meint auch der Franzose Philippe Troussier, der das Team der Gastgeber trainiert, "das gleiche wünsche ich mir für den Fußball, es sollte nicht nur an die Vermarktung gedacht werden."

Von Begeisterung ist drei Tage vor dem großen Fußball-Fest im Lande allerdings noch wenig zu spüren. Zu groß sind nach zwei Jahren mit wenigen Niederschlägen in der kurzen Regenzeit die alltäglichen Probleme hier in der Sahelzone. "Nach dem Turnier wird es eng mit dem Wasser", lautet eine der Befürchtungen. Denn während des Afrika-Cups wird das kostbare Nass in Strömen aus den Duschen der großen Hotels fließen. Da spielt keine Rolle, daß der Wasserstand der großen Staubecken am Stadtrand schon bedenklich gesunken und frühestens Ende Mai mit den ersten Regenfällen zu rechnen ist.

Auch in Garango, Partnerstadt des badischen Ladenburgs und "Hauptstadt" der gleichnamigen Provinz, ist der CAN, wie das Turnier in Burkina heißt, kaum ein Thema. Vier Stunden auf größtenteils staubigen Pisten ist man von Ouagadougou aus hierher unterwegs - wenn das Buschtaxi unterwegs keine Panne hat. Das Turnier werden die Bewohner der 5.000-Seelen-Gemeinde im Radio oder auf einem der wenigen batteriebetriebenen Schwarz-Weiß-Fernseher verfolgen. Größeren Luxus gönnt sich nur der Arzt des kleinen Hospitals. Er will mittels der Stromaggregate des einzigen Krankenhauses der 80.000-Einwohner-Region einen Farbfernseher in Betrieb nehmen.

Viel Erfreuliches wird er wohl nicht zu sehen bekommen. Denn die Mannschaft des Gastgebers hat bei der gerade abgelaufenen WM-Qualifikation mit sechs Niederlagen in sechs Begenungen maßlos enttäuscht. Und im Eröffnungsspiel am Samstag warten die "Indomitable Lions" aus Kamerun auf Burkina Faso. Sollte sich die Niederlagenserie fortsetzen, droht der mit Sicherheit zum Teil hochklassige Fußball des Afrika-Cups vor leeren Rängen stattzufinden. 2.000 CFAs (rund 6 Mark) für eine Karte der billigsten Kategorie ist viel Geld in einem Land, in dem sich Jungen auf den Straßen darum reißen, den Leuten für 25 CFAs (etwa 8 Pfennige) die Schuhe zu putzen.

Gruppe A: Burkina Faso, Kamerun, Algerien, Guinea.
Gruppe B: Ghana, Tunesien, Togo, DR Kongo.
Gruppe C: Südafrika (TV), Angola, Elfenbeinküste, Namibia.
Gruppe D: Sambia, Marokko, Ägypten, Mosambik.

Vorrunde: 7. bis 17. Februar; Viertelfinale: 20. bis 22. Februar; Halbfinale: 25. Februar; Spiel um Platz 3: 27. Februar; Finale: 28. Februar.